Die Energiewende braucht die flächendeckende energetische Sanierung unserer Wohngebäude. Doch ein klimaneutraler Gebäudebestand ist nur erreichbar, wenn der Weg dorthin für alle Beteiligten bezahlbar bleibt und wirtschaftlich ist. Neben attraktiven Förderbedingungen sind ökonomische und in großen Mengen herstellbare Baumaterialien wie EPS dafür unverzichtbar.
Rein betriebswirtschaftlich gesehen ist ein Vorhaben wirtschaftlich, wenn der spätere Ertrag den notwendigen Aufwand übertrifft; also einfach gesagt: wenn eine Investition das eingesetzte Geld wieder "einspielt". Im Fall einer Wärmedämmung bedeutet das, dass die Einsparung von Heizenergie und -kosten die Ausgaben für Bauarbeiten und Energieberater deckt. Doch zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit von Wohngebäuden sollten nicht nur rein ökonomische Parameter herangezogen werden. Zielführender ist es zu fragen: "Welchen Wert hat ein Produkt oder eine Leistung für mich und die Umwelt? Welchen konkreten, langfristigen Nutzen bringt sie?" Die Antwort kann individuell unterschiedlich ausfallen. Nicht zu unterschätzen und in die Überlegungen miteinzubeziehen sind deswegen auch andere Faktoren wie der Werterhalt der Immobilie und ein angenehmes Wohnklima. All das kann eine Dämmung mit EPS leisten. Dennoch bleibt aus Sicht vieler Hausbesitzer die Wirtschaftlichkeit samt schnellen Amortisationszeiten eines der stärksten Argumente für den Einsatz von EPS in der energieeffizienten Sanierung.
Besonders lohnend ist eine Fassadendämmung bei älteren Gebäuden, da diese oft einen hohen Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) aufweisen. Dieser zeigt, welche Einsparungen sich durch das Dämmen ergeben können. Je höher die Differenz zwischen den U-Werten vor und nach der Sanierung, desto größer das Einsparpotenzial. Zudem ist EPS sehr langlebig, sodass die Amortisationszeit meist geringer ist als die Nutzungsdauer der Dämmung. Denn nur, wenn die Ersparnis die Kosten der Sanierung aufwiegt, ist diese ökonomisch.
Besonders wirtschaftlich ist eine Dämmung gerade dann, wenn "sowieso" renoviert wird, also im Rahmen einer Fassadenerneuerung. So fallen im Zuge der Renovierung einige Kosten, wie etwa für Gerüst-, Putz- oder Malerarbeiten, nur einmal an. Wie wirtschaftlich eine Dämmung mit EPS tatsächlich ist, lässt sich gemäß der betriebswirtschaftlichen Definition von Wirtschaftlichkeit über das Mehrkosten-Nutzen-Verhältnis (MNV) ermitteln. Hier werden die sogenannten "Sowieso-Kosten" – also die Kosten, die für die Renovierung sowieso angefallen wären, – von den Vollkosten abgezogen. Daraus ergeben sich die rein energiebedingten Sanierungskosten. Werden diese wiederum in Relation zu den jährlichen Heizenergieeinsparungen nach der Dämmung gesetzt, erhält man das MNV. Je kleiner dessen Wert, desto wirtschaftlicher ist die Dämmung:
MNV = Mehrkosten für die energetische Maßnahme / Heizenergieeinsparung
Das Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW) hat an einem Beispiel errechnet, dass EPS-Dämmung mit einem erzielten U-Wert 0,24 W/(m²*K) (im GEG vorgeschriebener Mindestwert) ein MNV zwischen 0,35 und 0,55 € pro Kilowattstunde und Jahr erreicht. Ein derart kleiner Wert ist das Resultat der niedrigen Materialkosten für EPS in Kombination mit den guten Dämmeigenschaften.
Wie wirtschaftlich eine Investition dann wirklich ist, ergibt sich aus der Amortisationszeit. Darunter versteht man die Zeitspanne, in der die Einsparungen die Kosten für die energetische Maßnahme wieder eingespielt haben. Bei einer Wärmedämmung im Speziellen spricht man von Wirtschaftlichkeit, wenn sie über ihre Lebensdauer eine Heizkostenersparnis bewirkt, die ihre Kosten mindestens aufwiegt, also gilt:
Amortisationszeit ≤ Lebensdauer
Zudem zeigt die Studie des FIW, dass sich eine Fassadendämmung umso schneller amortisiert, je schlechter der Ausgangszustand der Bausubstanz ist. Bei der EPS-Fassadendämmung eines Hauses, das in den 60er und 70er Jahren, also vor der ersten Wärmeschutzverordnung von 1977, errichtet wurde, ist das nach Berechnungen des FIW in der Regel bereits nach etwa vier bis zehn Jahren der Fall. Bei relativ modernen Häusern hingegen kann es länger dauern, bis sich die Wärmedämmung rechnet. So erfüllen etwa Gebäude, die zwischen 1977 und 1995 gebaut wurden, bereits energetische Standards der damals vorgegebenen Wärmeschutzverordnungen, sodass das Sanierungspotenzial hier in der Regel etwas niedriger ist.
Natürlich ist jedes Haus anders und im Einzelfall braucht es einen qualifizierten Energieberater oder Architekten, um bereits im Vorfeld und vor Ort die Dauer der Amortisation einer Fassadendämmung berechnen zu können.
Die Dämmung der Außenwände amortisiert sich beispielsweise bei Häusern, die zwischen 1977 und 1995 gebaut wurden, je nach Bausubstanz in der Regel innerhalb eines Zeitraums von 9 bis 22 Jahren mit einem Mittelwert von ca. 14 Jahren. Auf den ersten Blick mag das lang erscheinen. Bedenkt man jedoch die Lebensdauer eines Wärmedämmverbundsystems auf EPS-Basis, die laut einer Studie des Fraunhofer Instituts mehr als 40 Jahre beträgt, dann erweist sich die Investition meist als lohnend.
Diese Erfahrungswerte basieren zu einem großen Teil auf Dämmsystemen, die in den 60er bis 80er Jahren verbaut wurden. Doch auch die Systeme und Materialien wurden weiterentwickelt: So hat grafithaltiges, graues EPS, das sich mehr und mehr im Markt etabliert, eine noch höhere Dämmwirkung als das konventionelle weiße Material. Damit erreicht es ein deutlich besseres MNV und eine kürzere Amortisationszeit.
Das FIW hat als einziges Institut belastbare Zahlen für die Amortisation von Dämmkosten. Was macht die Betrachtung so kompliziert?
Letztlich ist die Frage, welche individuellen Faktoren in die Rechnung mit hineingenommen werden. Das FIW hat bei Gebäuden, die älter als 40 Jahre sind, einen Zeitraum von vier bis zehn Jahren angegeben, bei Häusern, die nach 1995 entstanden sind, zwischen 14 und 29 Jahren. Schon diese Schwankungsbreite zeigt, wie kompliziert eine solche Berechnung ist. Zudem wird die graue Energie derzeit zu wenig in die Berechnungen mit einbezogen. Dann würde sich nämlich herausstellen, dass die Dämmung hier kaum ins Gewicht fällt.
Es ist eine komplexe Aufgabe, den gesamten Lebenszyklus von wirtschaftlicher Seite zu betrachten. Wie sollte man hier vorgehen?
Zum gesamten Lebenszyklus einer Immobilie gehören deren Bau, die anfallenden Sanierungskosten, die laufenden Energieverbräuche über die Jahre gesehen und schließlich der Rückbau des Gebäudes. Gerade der Verbrauch ist individuell. Wann sich initiale Kosten amortisieren, hängt auch davon ab, ob die Bewohner mit 19, mit standardmäßig vorgesehenen 21°C oder wärmer heizen und wie sich die Preise etwa für Brennstoffe wie beispielsweise Heizöl, Pellets und Gas entwickeln. Unstrittig ist hingegen, dass eine Dämmung das Gebäude vor Beschädigungen schützt, was sich allerdings nicht in Euro beziffern lässt.
Auch der deutsche Staat verlangt Wirtschaftlichkeit bei der Umsetzung von energiesparenden Maßnahmen. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) sieht dafür folgende Ausnahmeregelung vor: Hausbesitzer können sich von den Vorschriften befreien lassen, "wenn generell die erforderlichen Aufwendungen innerhalb der üblichen Nutzungsdaue durch die eintretenden Einsparungen nicht erwirtschaftet werden können". In der Praxis lässt sich im Vorfeld jedoch nicht immer genau sagen, ob eine energetische Sanierung wirtschaftlich ist, da dies von vielen Faktoren wie der künftigen Energiepreissteigerung, den Finanzmärkten samt Zinsschwankungen und den Kosten für Baumaterialien abhängig ist. So hat eine nachträgliche Untersuchung des Sanierungsprojekts Brunckviertel in Ludwigshafen ergeben, dass für die Sanierung, wäre sie im Jahr 2001 durchgeführt worden, deutlich längere Amortisationszeiten angefallen wären, als wenn sie 2018 stattgefunden hätte, da die Kosten für die Baumaterialien in den letzten Jahren deutlich gesunken sind.
Wie oben bereits angedeutet, kann eine zu starke Fokussierung auf die Wirtschaftlichkeit einzelner Maßnahmen und Sanierungen jedoch von dem eigentlichen Ziel ablenken: Wenn Deutschland tatsächlich seine Klimaschutzziele erreichen will, dann ist die Umsetzung energiesparender Maßnahmen zwingend notwendig. Die eigentliche Frage sollte also lauten: Wie können die Klimaschutzziele auch wirtschaftlich erreicht werden? Diesem Thema hat sich die Agora-Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu), des Fraunhofer IEE und Consentec gewidmet. Dabei wurden fünf verschiedene Szenarien, wie die Klimaschutzziele erreicht werden können, verglichen. Diese sind im Einzelnen:
Der Effizienzstandard wird mit heute verfügbaren Technologien erhöht, mit Schwerpunkt auf der Reduzierung des Energieverbrauchs im Gebäudebereich durch Effizienzmaßnahmen. Neue und sanierte Gebäude müssten dafür etwa dem Effizienzhaus-55 Niveau der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) entsprechen.
Das angestrebte Effizienzniveau ist weniger hoch, die Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen wird durch die Nutzung von erneuerbaren Energien (2) bzw. von Wärmepumpen (3) bzw. von synthetischen Brennstoffen (4) sichergestellt.
Die Effizienz wird nicht weiter erhöht und die Reduzierung von Treibhausgasen allein durch die Nutzung synthetischer Brennstoffe sichergestellt.
Bei dem Vergleich wurde deutlich, dass alle Szenarien außer Effizienz + WP zu höheren volkswirtschaftlichen Kosten führen als das Szenario Effizienz². Entsprechend kommen die Forscher zu folgendem Schluss: "Die Einhaltung der Klimaschutzziele wird durch höhere Effizienzanstrengungen im Gebäudebereich nicht nur kostengünstiger, sondern vor allem realisierbarer."
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