Um festzustellen, wie nachhaltig ein Produkt ist, ist es notwendig, dessen gesamten Lebenszyklus von den Rohstoffen bis zur Entsorgung zu bewerten. Denn inwieweit ein Produkt die Umwelt beeinträchtigt, hängt nicht nur von seiner Herstellung ab, sondern ebenso von der Länge der Nutzungsphase, den Recyclingmöglichkeiten und vielem mehr. Eine Betrachtung des Lebenszyklus von expandiertem Polystyrol (EPS) ergibt: Vor allem die lange Lebenszeit einer EPS-Dämmung in Verbindung mit der hohen Einsparung während der Nutzungsphase machen EPS zu einem nachhaltigen Dämmstoff.
Der wichtigste Rohstoff zur Herstellung von EPS, also expandiertem Polystyrol, ist Erdöl, das in mehreren Schritten zu Styrol umgewandelt wird. Dieses wird polymerisiert und unter Beimengung des Treibmittels Pentan zu feinem Granulat verarbeitet. Um maximale Brandsicherheit zu gewähren, werden Dämmstoffe wie EPS und auch solche aus nachwachsenden Rohstoffen wie z. B. Holzweichfaserdämmplatten zusätzlich mit einem Flammschutzmittel versehen. Bei EPS verwenden die im Industrieverband Hartschaum (IVH) organisierten deutschen EPS-Hersteller heute das ökologisch wie gesundheitlich unbedenkliche Polymer-FR. Graues EPS enthält darüber hinaus Grafitpartikel, die ihm seine charakteristische Farbe verleihen. Diese zusätzliche "Zutat" hat den Effekt, dass graues EPS bei gleicher Dicke eine bessere Dämmwirkung aufweist als weißes EPS.
Das Granulat wird anschließend mit etwa 100 Grad heißem Wasserdampf expandiert, sodass die EPS-Perlen danach um bis zu 50 Mal mehr Volumen aufweisen. Diese Perlen können, ebenfalls unter Zuhilfenahme von Wasserdampf, zu einem Block gepresst werden, der anschließend mit heißem Draht zu einzelnen Platten zerkleinert wird. In dieser Form ist das EPS bereit für den Transport zur Baustelle. Vor Ort können die Platten dann von Fachhandwerkern zugeschitten und ans Gebäude montiert werden. Dabei sind keine besonderen Schutzmaßnahmen notwendig, da sich das expandierte Polystyrol nicht negativ auf die Gesundheit auswirkt. Außerdem hat EPS den Vorteil, dass es zu etwa 98% aus Luft besteht und deswegen sehr leicht ist, was sowohl den Transport als auch den Umgang mit dem Werkstoff auf der Baustelle vereinfacht. EPS-Schnittreste, die durch die Verarbeitung entstehen, werden nach Abschluss der Arbeiten in der Regel von EPS-Herstellern über bewährte eigene Sammelsysteme zurückgenommen. Dieses EPS wird beispielsweise dem Produktionszyklus wieder zugeführt oder in gemahlener Form als Leichtzuschlag für Mörtel, Putz oder Beton verwendet.
Ein vorschriftsmäßig und fachmännisch angebrachtes EPS-Dämmsystem verfügt in der Regel über eine hohe Haltbarkeit von 40 Jahren und mehr. Diese lange Lebensdauer zahlt direkt in die Energiebilanz des Dämmstoffs ein, da er Jahr für Jahr einen großen Teil der zuvor notwendigen Heizenergie und damit auch seine Herstellungsenergie einspart. Wie viel genau, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Grundsätzlich gilt: Je älter und energetisch schlechter ein Gebäude ist, desto größer sind seine energetischen Einsparpotenziale und desto schneller amortisiert sich die Wärmedämmung aus energetischer Sicht. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rechnet vor: "Eine Wand mit einem sehr schlechten U-Wert von 1,4 kann zum Beispiel mit einer 14 Zentimeter dicken Dämmschicht auf einen guten Wert von 0,2 kommen. Im Klartext: Durch die ungedämmte, 'nackte' Wand geht sieben Mal mehr Wärme verloren als durch die gedämmte."
Statt nach Ablauf der Haltbarkeit die Fassadendämmung mit EPS einfach zurückzubauen, lohnt es sich, eine Alternative in Betracht zu ziehen: Genügt ein WDVS mit EPS-Dämmstoff den energetischen Anforderungen nicht mehr, kann die Dämmleistung in vielen Fällen durch eine Aufdoppelung der Dämmschicht erheblich verbessert werden. Diese Maßnahme hebt eine in die Jahre gekommene Gebäudehülle meist auf einen sehr hohen, modernen Energiestandard. Ein Gebäude mit einer zusätzlichen Dämmschicht und frischem Putz wirkt wie neu und bietet höheren Wohnkomfort. Außerdem ist diese Methode kostengünstiger als ein Komplettaustausch des WDVS; die Lebensdauer einer älteren EPS-Dämmung verlängert sich so laut Fraunhofer-Institut für Bauphysik maßgeblich: "Die Nutzungsdauer des WDVS lässt sich damit auf einen Zeitraum bis 120 Jahren ausdehnen."
Erst, wenn mit einer Aufdoppelung nichts mehr erreicht werden kann oder die Dämmschicht bereits aufgedoppelt wurde, ist ein Rückbau und eine anschließende Entsorgung wirklich notwendig. Bei der Entsorgung von EPS-Dämmstoffen ist zunächst zu unterscheiden, ob es sich um sortenreines Material wie z. B. Produktions- oder Schnittabfälle oder Material aus rückgebauten Wärmedämmverbundsystemen handelt. Produktions- und Schnittabfälle aus EPS werden bereits seit vielen Jahren einer Wiederverwendung in der Produktion oder einem Recycling zugeführt. Bei rückgebauten Platten ist derzeit der primäre Entsorgungsweg die energetische Verwertung. So kann aus dem Dämmstoff auch nach seiner Nutzungsphase noch Energie zurückgewonnen werden. Laut einer Studie von Conversio Market & Strategy wurden im Jahr 2016 etwa 86% der Bauabfälle aus Polystyrol energetisch verwertet und 10% einem Recycling zugeführt.
Für rückgebaute Dämmplatten aus expandiertem Polystyrol gelten darüber hinaus seit dem 1. August 2017 neue Vorschriften bei der Entsorgung. Diese betreffen vor allem EPS-Dämmplatten mit Hexabromcyclododecan (HBCD), welches bis 2016 zur Sicherstellung der Schwerentflammbarkeit von WDVS als Flammschutzmittel zum Einsatz kam. Sind die Platten nur leicht verschmutzt, müssen sie nun getrennt von anderen Baustoffen gesammelt und entsorgt werden. Dabei muss die gesamte Entsorgungskette von der Baustelle zur Müllverbrennungsanlage dokumentiert werden. Wird die Entsorgung an einen Dienstleister übergeben, obliegt diesem die Dokumentationspflicht. Stark verschmutztes Dämmmaterial, beispielsweise mit Kleber oder Mörtel, gilt hingegen als gemischter Bauabfall. Hier entfallen die oben genannten Pflichten.
Wichtig ist eine Trennung in HBCD-haltigen und HBCD-freien Abfall, da HBCD, nachdem anhand von Studienergebnissen eine Umweltgefährdung nicht ausgeschlossen werden konnte, über die "REACH"-Verordnung der EU ab August 2015 verboten wurde. HBCD ist allerdings in die Struktur des EPS-Rohstoffes fest eingebaut und tritt in der Praxis beim Brechen, Sägen oder Schneiden nicht aus. Es ist nicht ab- oder auswaschbar und dünstet nicht aus EPS-Dämmplatten aus. Werden die Platten wie vorgeschrieben in einer Verbrennungsanlage energetisch verwertet, wird das HBCD rückstandsfrei zerstört.
Nachdem es im Oktober 2016 vorübergehend zu einer abfalltechnischen Neueinstufung von Dämmstoffen mit HBCD und in der Folge auf Baustellen zu Entsorgungsengpässen sowie teils drastischen Gebührenerhöhungen der Entsorger gekommen war, stellte der Bundesrat am 7. Juli 2017 fest, dass EPS-Dämmplatten mit HBCD nicht als "gefährlicher Abfall" einzustufen sind. Seitdem benötigen sie bei ihrer Entsorgung keine Sondergenehmigung mehr, sondern einen (elektronischen) Nachweis.
Zwar wird mit der energetischen Verwertung nach der Lebenszeit der EPS-Dämmung Energie zurückgewonnen – zusätzlich zu den Einsparungen während der Nutzungsphase –, doch bedeutet das einen endgültigen Verlust des endlichen Rohstoffs Erdöl. Um EPS noch nachhaltiger zu machen, streben Industrie und Wissenschaft deswegen danach, den Kreislauf zu schließen und Recycling branchenweit zu etablieren. Denn mit speziellen Lösemittelverfahren ist es bereits möglich, auch verunreinigtes und mit Flammschutzmitteln versehenes EPS werkstofflich zu recyceln.
Eine Dämmung aus EPS hält über viele Jahrzehnte und kann durch Aufdoppelung eine Lebensdauer von über einem Jahrhundert erreichen.
Während dieser Zeit können hohe Einsparungen – Energie, endliche Ressourcen, CO2-Emissionen – erzielt werden, die zum Umweltschutz beitragen.
Vom Transport über die Verarbeitung bis hin zur Nutzung und Entsorgung stellt EPS keine Gefahr für Mensch und Umwelt dar.
Nach Ende einer jahrzehntelangen Nutzung liefert die energetische Verwertung von EPS – der heute gängige Weg der Entsorgung – erneut Energie, die wiederum in Wärme oder Strom umgewandelt werden kann.
Vielversprechende Verfahren zum Recycling existieren bereits, sind der breiten Öffentlichkeit jedoch kaum bekannt und bisher großtechnisch noch nicht wirtschaftlich einsetzbar.
Wir verwenden technisch notwendige Cookies, um die Funktionsfähigkeit und Zuverlässigkeit unserer Seiten zu gewährleisten und unsere Inhalte zu personalisieren. Wir verwenden ferner technisch nicht notwendige Cookies zur Analyse unseres Datenverkehrs und zur Bereitstellung von Social Media-Funktionen. Informationen über Ihre Nutzung unserer Website teilen wir mit unseren Social Media-, Werbe- und Analyse-Partnern. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben. Um der Verwendung der technisch nicht notwendigen Cookies durch uns und unsere Dienstleister zuzustimmen, wählen Sie bitte „Alle Cookies zulassen und fortfahren“ oder wählen Sie Ihre Cookie-Einstellung. Sie können Ihre erteilte Einwilligung widerrufen oder Ihre Präferenzen ändern, indem Sie unsere Cookie-Hinweise aufrufen.
Weitere Details – auch hinsichtlich der jederzeitigen Änderung der Cookie-Auswahl – finden Sie in den Cookie-Hinweisen sowie in unserer Datenschutzerklärung.