Sämtliche in Deutschland für den Bau verwendete Materialien benötigen eine CE-Kennzeichnung und/oder eine bauaufsichtliche Zulassung, so auch Dämmstoffe und Dämmsysteme. Eine wichtige Eigenschaft ist dabei das Brandverhalten. Für die regelmäßige Überwachung bzw. die Zulassung der Dämmstoffe und Systeme finden Brandprüfungen statt, wie die Kleinbrenner-, Brandschacht-, Raumbrand-, Sockelbrand- sowie (künftig) auch die SBI-Prüfung.
Alle bei Neubau und Sanierung verwendeten Baustoffe und Bauarten beziehungsweise Bausätze müssen geprüft und mit einem sogenannten Verwendbarkeitsnachweis versehen sein. Das gilt auch für Dämmsysteme, die aus mehreren Komponenten bestehen. Auch sie benötigen eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) oder eine europäische technische Zulassung (engl. European Technical Assessment, ETA) mit zusätzlichem deutschen Anwendungsdokument. Neben ihrer technischen Funktion haben alle Bauprodukte klar definierte bauordnungsrechtliche Anforderungen zu erfüllen, so auch Dämmstoffe aus expandiertem Polystyrol (EPS). Sie müssen Vorgaben an Brandsicherheit gerecht werden und unterliegen zudem einer regelmäßigen Überwachung durch zugelassene Prüfstellen.
Entscheidend für die Betrachtung der Brandsicherheit von Dämmstoffen und Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) sind deren Zulassung und die damit verbundenen Brandprüfungen und Überwachungen, die in Deutschland streng geregelt sind. EPS-Wärmedämmverbundsysteme, die bei höheren Gebäuden zum Einsatz kommen, werden nicht nur im Labor auf ihre Entflammbarkeit getestet, sondern müssen auch großen Fassadenbrand-Versuchen standhalten. Dabei werden WDVS-Produkte immer als komplette Dämmsysteme in normierten Prüfvorrichtungen untersucht, die "speziell auf die großflächige Anwendung der WDVS an Fassaden ausgerichtet sind" (Umweltbundesamt) und entsprechend klassifiziert sind.
Durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs 2016 ist die DIN-Norm offiziell durch die EN-Norm ersetzt worden. Das ist ein formaler Prozessschritt im Rahmen des Übergangs von der deutschen zur europäischen Norm – auch vorher wurden EPS-Platten neben der deutschen schon nach der europäischen Norm EN 13501-1 überwacht. Diese Klassifizierung ist daher nicht neu, sondern besteht bereits, bleibt erhalten und soll die deutsche zukünftig ersetzen. In den kommenden Jahren ändert sich für existierende WDVS allerdings nichts, denn für alle bereits nach DIN in der Brandschutzklasse B1 klassifizierten Anwendungen gilt bis dahin Bestandsschutz. Zum Hintergrund: Vor mehr als zehn Jahren wurde EPS über alle Anwendungsgebiete und Dichten in die Brandschutzklasse E eingestuft. Damals gab es noch kein graues EPS. Graues EPS ist durch seinen Grafitanteil und seine besseren Dämmeigenschaften deutlich dünner und leichter als weißes Material – und damit auch brandschutztechnisch optimaler, da sich die Brandlast entscheidend reduziert.
Unabhängig von der Klassifizierung kompletter WDV-Systeme sind auch die EPS-Dämmplatten als Einzelkomponenten in Zulassungsprüfungen klassifiziert und ihre Produktion wird überwacht. Da es sich bei EPS-Dämmplatten um ein europäisch harmonisiertes Produkt handelt, greift die europäische Norm EN 13501-1 – wonach diese Dämmplatten allgemein mit Klasse E klassifiziert sind. Allerdings werden EPS-Dämmplatten weiterhin zusätzlich nach der deutschen DIN 4102-1 geprüft und als B1 "schwerentflammbar" gekennzeichnet.
Um gerade in der Übergangsphase zwischen europäischer und deutscher Brandklassifizierung der Dämmplatte möglichst hohe Sicherheit zu gewährleisten, hat die deutsche Branche ein freiwilliges Qualitätssystem entwickelt. Es fordert und überwacht nach wie vor das Brandverhalten (nach DIN 4102-1), wozu auch der Einsatz von entsprechend überwachten Rohstoffen gehört. Damit bleibt der bisherige hohe Standard – B1 "schwerentflammbar" – nach brandschutztechnischer Klassifizierung auch in Zukunft erhalten.
Mehr Informationen zum Qualitätssiegel der Bundesfachabteilung Qualitätssicherung EPS-Hartschaum (BFA) finden Sie hier.
Der Dämmstoff wie der Rohstoff werden nach DIN 4102-1 überwacht. Die EPS-Rohstoffe, die für die Klassifizierung nach DIN 4102-1 B1 geeignet sind, müssen sich einer Fremdüberwachung und werkseigenen Produktionskontrolle unterwerfen. Die aus einem EPS-Rohstoff hergestellten Dämmstoffe mit einer B1-Klassifizierung werden ebenfalls fremdüberwacht. Die werkseigene Produktionskontrolle zur Überwachung der Qualitätskonstanz erfolgt mit der sogenannten Kleinbrennerprüfung. Darüber hinaus gibt es die Brandschachtprüfung, bei der ein ein Meter langer und ca. 20 Zentimeter breiter Prüfkörper frei hängend bzw. aufgeklebt für zehn Minuten mit einem Prüffeuer beaufschlagt wird. In der Brandschachtprüfung wird die Brandausbreitung auf einem Bauteil beurteilt und damit u.a. die Wirksamkeit des Flammschutzmittels nachgewiesen. Zudem werden das Ausmaß der Brandausbreitung und die Wärmefreisetzung bestimmt. Zusätzlich darf der Abgasstrom nicht wärmer als 200 Grad Celsius sein. Bestanden ist die B1-Prüfung allerdings erst, wenn neben der Brandschacht- auch die bereits oben genannte Kleinbrennerprüfung erfolgreich absolviert wurde. Hier brennt eine Flamme 15 Sekunden lang in eine etwa 30 Zentimeter lange Materialprobe. Als Teil ihrer freiwilligen Selbstverpflichtung lassen EPS-Hersteller auch heute noch ihre Produkte nach DIN 4102-1 überprüfen, um die Schwerentflammbarkeit nachzuweisen.
Die Vorgehensweise für die Einstufung in die europäische Brandklasse E ist sehr ähnlich der Prüfung nach DIN 4102-1. Die Überprüfung der Qualität von Rohstoff und Dämmstoff findet im Rahmen einer Fremdüberwachung statt: Auch hier werden regelmäßig Kleinbrennerprüfungen durchgeführt, ähnlich dem unter DIN 4102-1 beschriebenen Vorgehen. Für die Klassifizierung nach EN 13501-1 in den Klassen D bis A2 gibt es andere Prüfverfahren und Voraussetzungen: Die Single-Burning-Item-Prüfung (kurz: SBI-Prüfung, nach EN 13823) simuliert einen brennenden Papierkorb in einer Raumecke. Die Proben für die SBI-Prüfung sind etwas größer und breiter, die Brandbeanspruchung durch das Prüffeuer dauert ebenso 20 Minuten und es werden Parameter wie Energiefreisetzung, Flammenausbreitung sowie Rauchentwicklung gemessen.
Mit Hilfe von Fassadenprüfungen soll der Einfluss der Fassade auf einen Brandfall genauer betrachtet werden, wobei bezüglich der Brandausbreitung zwischen zwei Szenarien unterschieden wird:
1. Der Raumbrandversuch (DIN 4102-20)
Dieser gut etablierte Brandversuch existiert schon seit vielen Jahren und simuliert, wie ein Brand innerhalb eines Gebäudes durch ein einzelnes Fenster auf die Fassade übergreifen kann. Die Brandbeanspruchung an dem mindestens 5,50 Meter hohen Prüfstand mit einer simulierten Fensteröffnung in der unteren Prüfstandsecke erzeugt ein Gasbrenner oder eine brennende Holzkrippe.
2. Der Sockelbrandtest – gemäß Musterverwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB)
In Deutschland kommt speziell für EPS der Sockelbrandversuch für die mittlere Gebäudehöhe (Gebäudeklasse 4-5) hinzu. Dieser Brandversuch ist eine Reaktion auf mögliche Brandquellen vor der Fassade wie z.B. Müllcontainer, Sperrmüll oder kleine Fahrzeuge, von denen Flammen auf die Fassade übergreifen können. Die Bauministerkonferenz hat das Sockelbrand-Szenario, bei dem eine 200 kg-Holzkrippe direkt an der Fassade in Brand gesetzt wird, 2016 zunächst ausschließlich für WDVS mit EPS eingeführt. Die Holzkrippe simuliert hierbei den Brand eines gefüllten, 1000 Liter fassenden Müllcontainers. Ziel der an der Normung beteiligten Institutionen ist es, diese Art Großbrandversuch auch auf andere Dämmstoffe auszudehnen. Innerhalb der kommenden Jahre ist mit einer Standardisierung des noch jungen Tests zu rechnen.
Mit dem – bestandenen – Sockelbrandversuch ist EPS der am härtesten geprüfte Dämmstoff auf dem Markt. Von der Kleinbrenner-, über die Brandschacht-, die künftige SBI- bis hin zur Raum- und Sockelbrandprüfung: Kein anderer Dämmstoff setzt sich dermaßen breit Untersuchungen zur Brandsicherheit von Baustoffen aus.
Alle verwendeten Baustoffe benötigen eine CE-Kennzeichnung und/oder eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) oder eine europäisch technische Zulassung (engl. European Technical Assessment, ETA).
Dämmstoffe und Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) unterliegen strengen Qualitätsprüfungen.
Mit einem freiwilligen Qualitätssystem garantiert die Branche Sicherheit auch in der Zeit des Übergangs von der deutschen zur europäischen Klassifizierung.
Derzeit besteht Bestandsschutz für alle bereits nach DIN in der Brandschutzklasse B1 klassifizierten Anwendungen.
Brandschachtprüfungen und Kleinbrennerprüfung nach DIN finden noch immer einmal im Jahr statt.
EPS ist der am härtesten geprüfte Dämmstoff.
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