Wer wissen will, ob und wann sich das Dämmen eines Gebäudes lohnt, kommt nicht daran vorbei, den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie zu betrachten. Klar ist: "Hightech ist für effizientes Bauen nicht unbedingt nötig, aber eine gut durchdachte nachhaltige Gebäudeplanung, ebenso wie eine dichte Gebäudehülle", sagt Natalie Eßig, Professorin an der Fakultät für Architektur an der Hochschule München und wissenschaftliche Beirätin des Forums für Sicheres Dämmen mit EPS (FSDE).
Man sollte hier unterscheiden. Bauträger, die große Gebäudekomplexe bauen oder sanieren, sind längst vom Dämmen überzeugt – nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen. Denn so lässt sich über Jahre die Voraussetzung dafür schaffen, Energie zu sparen. Sie orientieren sich in der Regel an KfW 55-Häusern und sind damit effizienter als die Energieeinsparverordnung (EnEV) einfordert (Anm. d. Redaktion: Die EnEV wurde ohne Verschärfung der Anforderung vom Gebäudeenergiegesetz (GEG) abgelöst.). Im Bereich der Einfamilienhäuser sieht das anders aus. Hier ist das Bewusstsein für das Dämmen noch nicht da. Oft werden Energieberater oder Architekten in Sanierungen nicht eingebunden. Wenn dann doch gedämmt wird, geschieht dies ohne Fachplaner, was bedeutet, dass die Qualität dann meist nicht stimmt.
Letztlich ist die Frage, welche individuellen Faktoren in die Rechnung mit hineingenommen werden. Das FIW hat bei Gebäuden, die älter als 40 Jahre sind, einen Zeitraum von vier bis zehn Jahren angegeben, bei Häusern, die nach 1995 entstanden sind, zwischen 14 und 29 Jahren. Schon diese Schwankungsbreite zeigt, wie kompliziert eine solche Berechnung ist. Zudem wird die graue Energie derzeit zu wenig in die Berechnungen mit einbezogen. Dann würde sich nämlich herausstellen, dass die Dämmung hier kaum ins Gewicht fällt.
Nach unseren Studien macht der Energieverbrauch für die Herstellung von Dämmstoffen am Gesamtenergieverbrauch für die Baukonstruktion und die Gebäudeausrüstung nur einen sehr geringen Teil aus. Das ist gerade für die Ökobilanz, die ja den gesamten Lebensweg von Produkten betrachtet, sehr wichtig. Diese müsste dringend bei der Umsetzung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) berücksichtigt werden. Bei unseren Untersuchungen haben wir festgestellt, dass über den gesamten Lebenszyklus besonders die Haustechnik, wie die Elektroinstallation, die Lüftungstechnik oder auch die Heizung einen hohen Anteil an grauen Energien hat – wesentlich mehr als die Dämmung des Gebäudes.
EPS besteht zu einem Großteil – bis zu 98 % – aus Luft und etwa 2 % Polystyrol. Praxisbewährte Recyclingmethoden tragen dazu bei, dass rückgebautes EPS wieder dem Produktkreis zugeführt und der Ressourcenverbrauch so nachhaltig reduziert werden kann. Inzwischen ist es zudem möglich, die bei der Herstellung benötigten fossilen Rohstoffe durch nachhaltige zu ersetzen und die natürlichen Ressourcen so noch weiter zu schonen.
Eine EPS-Dämmung hält mehr als 40 Jahre, bei regelmäßiger Wartung von Putz und Dachbahnen auch noch länger, da es im Laufe der Jahre seine Dämmwirkung nicht verliert. Wichtig ist, dass das Dämmsystem von einem qualifizierten Handwerker angebracht wurde und die Putzbeschichtung wie gewohnt regelmäßig per Sichtprüfung nach Schäden abgesucht sowie bei Bedarf ausgebessert wird. Durch eine Aufdopplung kann der Wärmeschutz nachträglich erhöht werden.
Zum gesamten Lebenszyklus einer Immobilie gehören deren Bau, die anfallenden Sanierungskosten, die laufenden Energieverbräuche über die Jahre gesehen und schließlich der Rückbau des Gebäudes. Gerade der Verbrauch ist individuell. Wann sich initiale Kosten amortisieren, hängt auch davon ab, ob die Bewohner mit 19, mit standardmäßig vorgesehenen 21°C oder wärmer heizen und wie sich die Preise etwa für Brennstoffe wie beispielsweise Heizöl, Pellets und Gas entwickeln. Unstrittig ist hingegen, dass eine Dämmung das Gebäude vor Beschädigungen schützt, was sich allerdings nicht in Euro beziffern lässt.
Klar ist, dass Dämmen und eine dichte Gebäudehülle die Voraussetzung für alle gangbaren Konzepte sind. Häuser nach dem Plusenergie- bzw. Effizienzhausplus-Konzept sind hierbei ein wichtiger zukunftsweisender Schritt. Sie erzeugen sogar mehr Energie als sie benötigen. Diese werden ja bereits auch von der KfW gefördert. Zu Plus-Energiehäusern gehören auch Low-Tech-Häuser, Gebäude also, die mit einer reduzierten Gebäudeausrüstung auskommen, Materialien enthalten, die Energie puffern und speichern und natürliche Lüftungskonzepte wie die Nachtlüftung einsetzen, wofür kein Strom nötig ist. Beispiele gab es hier schon in der Vergangenheit, wie das "Sonnenhaus des Sokrates", das zum einen gut wärmegedämmt ist, zum anderen die Sonne als Energiequelle nutzt. Es richtet sich nach den Jahreszeiten und öffnet sich zum Süden hin. In Richtung Norden ist es aus massiven Baumaterialien gebaut, die im Winter die Sonnenenergie speichern und Wärme abgeben sowie im Sommer vor Hitze schützen.
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