mit-sicherheit-eps.de mit-sicherheit-eps.de

Presse


Digitales Expertenforum: “Das goldene Handwerk”

Wie kann die durch Förderung begünstigte Sanierungs­welle klimagerecht umgesetzt werden? Und welche Rolle spielt EPS dabei? Diese zwei Fragen standen im Zentrum des 4. Experten­forums des FSDE. Die Heraus­forderungen sind groß – aber auch die Chancen. Dieses Fazit ließ sich aus der Diskussions­runde ziehen.


Gebäudesektor: Der schlafende Riese

"Der Gebäude­sektor ist der schlafende Riese für den Klima­schutz in Deutschland", betont Anna Wolff, Referentin Energie und Umwelt­schutz bei der Deutschen Umwelt­hilfe (DUH). Die hohe Relevanz lasse sich über mehrere Faktoren herleiten: Ein Drittel des End­energie­verbrauchs und 30 Prozent der Treibhaus­gas­emissionen entfallen in Deutsch­land auf den Gebäude­sektor. Den größten Anteil hieran hat die Raumwärme. Bezieht man auch die Herstellung der Bau­materialien und die Entsorgung bei der Sanierung mit ein, kommen noch einmal acht Prozent der Treibhaus­gas­emissionen in Deutsch­land hinzu. Der Schlüssel für das Erreichen der Klima­neutralität bis zum Jahr 2045 liegt für Anna Wolff in der Steigerung der Energie­effizienz, um dann den verbleibenden Energie­bedarf über erneuerbare Energien decken zu können. In den letzten zehn Jahren konnte der Verbrauch jedoch nicht reduziert werden, sondern stagnierte. Als Ursache nennt die DUH-Expertin die niedrige Sanierungs­rate von einem Prozent, die auf drei Prozent ansteigen müsste. Zwar wurden im Schnitt pro Gebäude in Deutschland etwa 20.000 Euro investiert, dieser Betrag umfasse aber zum Teil auch Instand­haltungs­kosten.


Finke/DUH Anna Wolff, Referentin Energie und Klimaschutz bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH)

Rainer König, Geschäftsführer König GmbH

Verantwortung des Handwerks für das Erreichen der Klimaziele

Geht es nach Rainer König, Vorstands­vorsitzender des Stuckateur­verbandes in Baden-Württem­berg, sind für die Handwerks­betriebe eigentlich die goldenen 20er Jahre ange­brochen: "Wir bekommen viele Aufträge und die Nachfrage ist in diesem Jahr [2021; Anm. d. Red.] deutlich nach oben gegangen". Der Haken: Nach Meinung des Geschäfts­führers eines Stuckateur­betriebs war die Industrie nicht genügend auf die Sanierungs­welle vorbereitet und es gab erhebliche Schwierig­keiten, die Dämm­stoffe zu beschaffen. "Die Situation ist so schon schwierig genug. Es gibt zu wenige Energie­berater, sodass Haus­besitzer lange auf Beratungs­termine warten müssen. Anschließend werden sie aufgrund der unverhältnis­mäßigen Bearbeitungs­zeit für die Förder­anträge weiter ausgebremst. Wenn es dann noch Liefer­verzögerungen beim Material gibt, werden wir die drei Prozent Sanierungs­rate sicher nicht schaffen", prophezeit König. Für ihn ist eine Erhöhung des KfW-Effizienz­standards ein erstrebens­wertes Ziel, aber in der Praxis sehr schwer umzusetzen: "Wir haben derzeit viele Sanierungs­projekte mit Energieeffizienz­standard 70. Wir müssen uns aber richtig anstrengen um den Standard zu erreichen und unsere Kunden überzeugen, dass sie den auch Weg mitgehen". Das sehe er als große Aufgabe und Chance für das Fach­handwerk sowie dessen Verantwortung für die Erreichung der Klimaziele.


Da fördern, wo es hilft

Ebenfalls entscheidend für die Klima­ziele ist, dass die Förder­möglichkeiten ausge­baut und verstetigt werden. "Wir können sicher nicht den gesamten Altbau auf das EH 55 Niveau bringen, sollten dies aber, wo immer möglich, tun. Daher wäre es umso wichtiger, dass beim Neubau noch höhere Standards eingeführt werden, damit wir im Schnitt in Deutsch­land ein EH 55 Niveau haben", ergänzt Anna Wolff, und begrüßt daher auch die Einstellung der Neubau­förderung EH 55 im Januar 2022. "Fast 60 Prozent der Förderung sind bisher in den Neubau geflossen und davon noch ein großer Teil in einen nicht ziel­konformen Standard. Der Neubau macht aber nur drei Prozent des Gebäude­bestands aus." Diese Förder­gelder sollten daher in den Bestand gehen und die richtigen Prioritäten gesetzt werden. "Diese Probleme spiegeln sich leider bei vielem wider. Es gibt eine Förderung für Elektro­autos. Aber keinen E-Transporter mit Anhängerkupplung, den wir im Bau­bereich benötigen", schildert Dachdecker Christoph Klein aus der Praxis. Und bei einer Altbau­sanierung auf den Standard 55 bestehe oftmals das Problem, dass die Bewohner ihre Wohn-, Heiz- und Lüftungs­gewohnheiten nicht ändern und so nicht nur der erwünschte Effekt verpuffe, sondern oft Probleme mit Schimmel daraus resultieren: "Da fehlt die kontrollierte Be- und Entlüftung".


Bereitschaft für Klimaschutzmaßnahmen wächst

Positiv bewertet Rainer König, dass bei den Haus­besitzern durchaus ein Bewusstseins­wandel stattgefunden hat: "Die Bereit­schaft für Maß­nahmen für den Klima­schutz und Energie­sparen spüre ich deutlich bei meinen Kunden. Was sicher auch mit den höheren Kosten für Heizen und Energie zu tun hat". Es mangele also nicht an Aufträgen, aber die Rahmen­bedingungen müssen auch vorhanden sein. Dazu gehören für Christoph Klein auch die fehlenden Handwerker-Kapazitäten. Dort beträgt die Warte­zeit zum Teil bis zu einem Jahr. Was aber sehr stark an der Verfügbarkeit des Materials liege. "EPS ist im Preis mindestens um 50 bis 60 Prozent gestiegen und die Liefer­zeiten waren zu lang. Irgend­wann verliert der Haus­besitzer dann die Lust an einer Sanierung", befürchtet Christoph Klein. "Die Verfügbarkeit ist wieder besser geworden, aber war gerade Anfang des Jahres extrem – obwohl wir das Maximum unserer Produktions­kapazitäten ausgereizt haben und am Anschlag gefahren sind", sagt Klaus Köhler. "Ich denke, jetzt sind wir hier wieder auf dem richtigen Weg und können deutlich kürzere Liefer­zeiten bieten." Dennoch: "Es gibt einen Handwerker- und Materialmangel, egal um was es sich dreht. Bei einem Holzhaus mit KfW 40 ist die Lieferzeit bis zu zwei Jahre. Diese Diskrepanz muss dringend aufgelöst werden, damit wir die Klimaziele erreichen können", so Köhler.


Klaus Köhler, Leiter Anwendungstechnik bei Hirsch Porozell

"Strukturumfrage im Handwerk", ZDH 2018 Altersverteilung der Belegschaft von Handwerksbetrieben aus dem Ausbaugewerbe

Ausbilden gegen den Fachkräftemangel

"Die langen Liefer­zeiten betreffen ja nicht nur die Baubranche – auf ein neues Elektro­auto warten Sie auch ein Jahr. Nur vom Hand­werker wird immer sofort erwartet", kommentiert Rainer König. Im Hand­werk ist oft davon die Rede, dass die Ausbildung nicht attraktiv genug und zeit­gemäß sei. Für König gibt es aber noch ein ganz anderes Problem: "In den nächsten zwei, drei Jahren werden viele Hand­werker der 1960er-Jahrgänge in Rente gehen. Da werden nicht nur viele Kapazitäten, sondern auch viel Know-how verloren gehen", befürchtet er – gerade auf den komplexen Bestand werde sich dies massiv auswirken und leider wird generell die Zahl der Handwerks­betriebe zurückgehen sowie mehr Scheinfirmen in den Markt drängen. Deshalb ist sein Motto: ausbilden – ausbilden – ausbilden! "Wir haben ein eigenes Team im Betrieb, das seit zwei, drei Jahren nur damit beschäftigt ist, Baumängel bei Neubauten dieser Scheinfirmen zu beheben", kritisiert auch Christoph Klein. Da gebe es Sanierungs­bedarf bei Objekten, die noch keine zehn Jahre alt sind. "Wir hatten selbst in der Hoch­druck­phase seit März keine Reklamationen, alles wurde verarbeitet. Es liegt also nicht an der Qualität von EPS, sondern an einer unsach­gemäßen Hand­habung solcher Firmen", so Klaus Köhler.


Styropor – ein Imageproblem?

Styropor hat in den Köpfen vieler Menschen noch immer ein Imageproblem. Auch die Deutsche Umwelt­hilfe meint: "Alle Arten von Dämm­stoffen sind wichtig für den Klima­schutz, eine technologie­offene Betrachtung ist wichtig, denn es gibt technisch unter­schiedliche Anwendungs­bereiche für unter­schiedliche Dämm­stoffe. Es gilt über den gesamten Lebens­zyklus zu schauen, welcher Dämm­stoff für den konkreten Anwendungs­fall der Beste ist. Sie alle amortisieren den Energie­bedarf ihrer Herstellung aber in der Regel bereits innerhalb weniger Monate. Dabei geht es nicht nur um die Nutzungs­phase, sondern den gesamten Lebens­zyklus." Was natürlich ebenso das Recycling bei einer späteren Sanierung betrifft. "Alleine unser Unternehmen muss bis zu 40 Quadrat­meter Verschnitt im Monat der Verwertung zuführen. Das ist alles ungenutztes Neu­material, das vielleicht leicht verschmutzt ist, wir aber nicht wieder einsetzen können", bemängelt Herr Klein. "Jeder System­dienstleister hat ein eigenes Rück­nahme­system. Das gesamte Rest­material fließt bei EPS also in die Kreis­lauf­wirtschaft und kann wieder neu verwertet werden. Selbst HBCD-haltiges Alt­material kann dank der PSLoop-Anlage komplett recycelt werden. Diese Anlage ging allerdings erst in diesem Jahr [2021; Anm. d. Red.] an den Start, aber wir können inzwischen alle EPS-Rückstände der neuen Verwertung zuführen", stellt Klaus Köhler klar. Die Deutsche Umwelt­hilfe begrüßt ein solches Projekt und wünscht sich, dass Anlagen wie PSLoop auch stärker in der Breite genutzt werden. Um das volle Umwelt­schutz­potential von Bau- und Dämmstoffen zu nutzen, müsse eine hochwertige stoffliche Kreis­lauf­führung der Bau- und Dämmstoffe etabliert werden. Dazu gehört eine effektive Wieder­verwendung, etablierte Rücknahme- und Recycling­strukturen und ein verstärkter Einsatz von Rezyklaten bei der Herstellung der Bau- und Dämm­stoffe.


Langfristiger Plan für den Klimaschutz gesucht

Aber auch die Wirtschaft­lichkeit einer Sanierung stehe im Projekt­bau für Christoph Klein durchaus noch im Fokus und EPS kommt besonders im Dach­bau eine Schlüssel­rolle zu: "Bei neuen Aufträgen prüfen wir, ob wir auf dem vorhandenen Dämm­stoff aufbauen können – was oftmals der Fall ist." Die Heraus­forderungen für eine Umsetzung der Sanierungs­welle sind also durchaus groß und reichen weiter von ziel­konformen Standards, verstetigter Förderung und fehlenden flächen­deckenden Energie­ausweisen über eine sozial- und investitions­gerechte CO2-Bepreisung bis zur starken Konzentration auf Gebäude, die vor der ersten Wärme­schutz­verordnung errichtet wurden.


Bei neuen Aufträgen prüfen wir, ob wir auf dem vorhandenen Dämmstoff aufbauen können – was oftmals der Fall ist.

Christoph Klein, Geschäftsführer des mittelständischen Dachdeckerbetriebs Heinrich Klein GmbH mit Sitz in Köln



  "Aber gemeinsam mit der Industrie, dem Hand­werk, der Politik und den Verbänden werden wir das alles meistern. Nicht einzeln, sondern gemeinsam und im Dialog", zeigt sich Rainer König optimistisch. Damit stößt er bei Klaus Köhler auf offene Ohren: "Wir benötigen einen lang­fristigen Plan mit klaren Vorgaben, damit alle Beteiligten wissen, wo die Reise hingeht. Wenn alle zusammen­wirken, dann ist das Ziel Schritt für Schritt zu erreichen." Dieser Leitfaden sollte von der Politik vorgegeben werden – und nicht nur für eine Legis­laturperiode halten, erhofft sich Christoph Klein. Auch für Anna Wolff braucht es eine langfristige Plan­barkeit: "Wie sieht der Pfad bis 2045 aus?" Darin sollte für sie ein klares Bekenntnis zu Effizienz und Energie­einsparung an erster Stelle stehen. Für einen Dämm­stoff wie EPS sind das natürlich gute Nachrichten, schließlich hat sich dieser seit Jahrzehnten bei der Steigerung der Energie­effizienz bewährt.


Mehr zum Thema



Unsere Partner

27.04.2023 10:01:35

Diese Webseite verwendet Cookies

Wir verwenden technisch notwendige Cookies, um die Funktionsfähigkeit und Zuverlässigkeit unserer Seiten zu gewährleisten und unsere Inhalte zu personalisieren. Wir verwenden ferner technisch nicht notwendige Cookies zur Analyse unseres Datenverkehrs und zur Bereitstellung von Social Media-Funktionen. Informationen über Ihre Nutzung unserer Website teilen wir mit unseren Social Media-, Werbe- und Analyse-Partnern. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben. Um der Verwendung der technisch nicht notwendigen Cookies durch uns und unsere Dienstleister zuzustimmen, wählen Sie bitte „Alle Cookies zulassen und fortfahren“ oder wählen Sie Ihre Cookie-Einstellung. Sie können Ihre erteilte Einwilligung widerrufen oder Ihre Präferenzen ändern, indem Sie unsere Cookie-Hinweise aufrufen.

Unbedingt erforderliche Cookies (werden immer gesetzt) mehr anzeigen Performance Cookies mehr anzeigen Marketing Cookies mehr anzeigen

Weitere Details – auch hinsichtlich der jederzeitigen Änderung der Cookie-Auswahl – finden Sie in den Cookie-Hinweisen sowie in unserer Datenschutzerklärung.