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Interview


Green Deal der EU: Eine Chance für mehr Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz

Nach dem Umwelt­preis ist vor dem Green Deal: Im Ent­wurf des Green Deals der EU ist für die Renovierungs­quote im Bestand (mindestens) eine Verdopplung vorge­sehen und die Kreis­laufwirt­schaft soll einen besonderen Fokus bekommen. Das wäre durchaus im Sinne der Professorin der Hochschule München und wissen­schaftliche Beirätin des FSDE Natalie Eßig. Denn das Thema der B.A.U.M.-Umwelt­preisträgerin von 2019 ist nachhaltiges Bauen und Ressourcen­effizienz. Ihre Forderung an die EU ist, die Nachhaltigkeits­betrachtung im Gebäudesektor als ver­pflichtendes Werk­zeug zu etablieren.


Der Green Deal der EU sieht eine Verdopp­lung der Renovierungs­quote vor. Zudem soll eine Initiative zur Bestands­sanierung gebildet werden und die Kreis­laufwirt­schaft eine wichtige Rolle spielen. Wie stehen Sie dazu?

Sollte dem so sein, dass der Green Deal der EU in dieser Form wirklich kommt, wäre das ein sehr gutes Signal, weil es zeigt: Es wird mehr Wert auf bestehende Gebäude gelegt und mit einer neuen Bauprodukte­verordnung die Kreis­laufwirt­schaft berück­sichtigt – was dringend erfor­derlich ist.




Auch in Deutsch­land ist die Sanierungs­quote recht niedrig, statt­dessen wird lieber neu gebaut. Woran liegt das?

Oft sind die Eigentums­verhältnisse in Mehr­familien­häusern so komplex, dass Sanierungen nicht durch­geführt werden können. Zudem ist die Sanierung von Bestands­gebäuden gesell­schaftlich nicht unbedingt gewollt. Beispiels­weise entsprechen die Raum- und Fenster­größen von Gebäuden etwa aus den 50er Jahren nicht den Vorstellungen der Bauherren. Es ist ein falsches Signal, wenn Bestands­gebäude abgerissen werden, um dort neu zu bauen. Immer wichtiger hingegen werden der Rückbau von Materialien und ein ressourcen­schonender Kreislauf. Stoffkreis­läufe müssen künftig immer weiter geschlossen werden: Bauherren erwarten immer häufiger, dass ihr Gebäude nachhaltig ist. Es sieht so aus, als ob der Green Deal die Nach­haltigkeit stärken könnte. Das wäre ein wichtiger Schritt.


Welche Vorteile bieten Nachhaltig­keitszerti­fizierungen?

Eine Nachhaltig­keitszerti­fizierung hilft dem Bau­herrn von Anfang an, sein Gebäude zukunfts­fähig zu planen, zu bauen und zu betreiben. Sie gewähr­leistet ein gutes, gesundes, wirt­schaftliches und umwelt­freundliches Haus. Wichtig ist auch, dass es eine komplette Gebäude­dokumentation gibt, aus der ersichtlich wird, welche Baustoffe eingesetzt wurden und wie gesundheits- und umwelt­verträglich die verwendeten Produkte sind. Am Lehr­stuhl für Bau­physik der TU München und am Fraunhofer Institut für Bau­physik hatte ich die Möglich­keit, das Deutsche Gütesiegel Nach­haltiges Bauen (DGNB) mitzu­entwickeln. Daraus entstanden sind das DGNB- und das BNB-Zerti­fizierungs­system – das eine speziell für Gebäude der privaten Wirt­schaft, das andere für Gebäude des Bundes. Auf Basis des BNB Güte­siegels ist übrigens das BNK Zerti­fizierungs­system für Wohnge­bäude von der BiRN GmbH (Bau-Institut für Ressourcen­effizientes und Nach­haltiges Bauen) entstanden, das auch vom Bau­ministerium (BMI) anerkannt ist.


IW Köln/iwd Besonders bei Bauten aus der Nachkriegszeit ist das Sparpotenzial groß.

Für die B.A.U.M.-Jury war dieses Projekt einer der Gründe, Ihnen den Umwelt- und Nachhaltig­keitspreis zu verleihen. Was ist an BiRN so besonders?

Wir haben es geschafft, aus einem Forschungs­projekt zunächst ein Start-up zu machen und dann als erste Zerti­fizierungs­stelle für Klein­wohnungs­bauten vom Bau­ministerium zugelassen zu werden. Dafür haben wir über zwei Jahre lang nicht im stillen Kämmerlein, sondern eng mit der Bau­industrie und dem Bau­ministerium zusammen­gearbeitet, bis wir schließlich die Bewertungs­kriterien des BNB-Güte­siegels noch einmal vereinfachen und an den Wohnungs­bau anpassen konnten.


Auch die Gebäude­hülle trägt mit zur Nach­haltigkeit eines Gebäudes bei.
Welche Rolle spielt hier die Dämmung?

Gerade vor dem Hinter­grund der Klima­ziele ist es not­wendig, zu dämmen. Denn die Dämmung bietet die Voraus­setzung dafür, Energie ein­zusparen. In der Praxis gibt es dennoch Unter­schiede: So sind etwa Bau­träger, die große Gebäude­komplexe bauen oder sanieren, längst vom Dämmen über­zeugt – nicht zuletzt aus wirt­schaftlichen Gründen. Sie orientieren sich in der Regel am KfW 55-Standard und sind damit effizienter, als die Energie­einsparverordnung (EnEV) einfordert  (Anm. d. Redaktion: Die EnEV wurde ohne Verschärfung durch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) abgelöst.). Im Bereich der Ein­familien­häuser sieht das anders aus. Hier ist das Bewusst­sein für das Dämmen noch nicht da.



Im Rahmen des Expertenforums zum Thema Wirtschaftlichkeit beantwortete der Energieexperte Jan Wulf drei Fragen rund um die finanziellen Aspekte einer energetischen Sanierung.


Auch die Kreis­laufwirt­schaft sollte ein Dämm­material mitberück­sichtigen. Wie schätzen Sie EPS aktuell ein?

Das Dämm­material EPS wird derzeit recht häufig verbaut, denn im Hand­werk gilt es als flexibel einsetz­bar, beständig und vergleichs­weise günstig. Gerade in großen Gebäude­komplexen kommt es oft zum Einsatz und wird von vielen Wohnungs­gesellschaften als Dämm­material ausge­wählt. Umso not­wendiger ist es, dass die Kreislauf­wirtschaft bei EPS eine wichtige Rolle spielt. Sehr fortschrit­tlich ist, dass es bereits ein Verfahren gibt, mit dem EPS werk­stofflich verwertet und aus wieder­gewonnenem Polystyrol neuwertige EPS-Dämm­platten produziert werden können. Es wird jedoch noch nötig sein, dass die bestehenden Konzepte weiter ausge­arbeitet werden, um Wärme­dämmverbund­systeme (WDVS) sauber zu trennen. Das betrifft allerdings auch Systeme, in denen andere Dämm­stoffe zum Einsatz kommen. Klar ist: Je sortenreiner die Schichten voneinander getrennt werden können, umso nach­haltiger sind die Produkte letztlich.

 


Im Vergleich zu anderen Dämm­stoffen: Welche Vorteile im Hinblick auf Nach­haltigkeit sehen Sie bei EPS?

Hinsichtlich der Wärme­leit­fähigkeit gibt es eher geringe Unter­schiede zwischen den verfüg­baren Dämm­stoffen. Aufgrund seiner Wieder­verwert­barkeit ist EPS bereits auf einem sehr guten Weg, den Anfor­derungen an die Kreis­laufwirt­schaft, die ja auch der Green Deal auf EU-Ebene fördern will, gerecht zu werden.



Der B.A.U.M.-Umwelt- und Nach­haltigkeits­preis

Der Bundes­deutsche Arbeits­kreis für Umwelt­bewusstes Management (B.A.U.M.) e.V. zeichnet seit 1993 jedes Jahr ganz bewusst engagierte Einzel­personen und nicht Organi­sationen aus. Vor allem die Arbeit der "Macher" in Unter­nehmen und Insti­tutionen steht im Mittel­punkt – und damit die Arbeit derer, die das Umwelt- und Nach­haltigkeits­management verant­worten und operativ umsetzen. Außer­dem werden Journa­listen und Wissen­schaftler geehrt, die sich durch ihre Publi­kationen bzw. ihre Forschung um Umwelt­schutz und Nach­haltigkeit verdient gemacht haben. Der Schwer­punkt liegt hier besonders auf der Auf­bereitung von Nachhaltig­keitsthemen für die Öffentlich­keit, auf Aufklärung und Bewusst­seinsbildung. Zu den Preis­trägern von 2019 gehören unter anderem Ex-Bundes­präsident Horst Köhler, der CEO der Grohe AG Thomas Fuhr und die Geschäfts­führerin der Andechser Molkerei Barbara Scheitz.



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26.04.2023 05:10:15

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