Viele Menschen glauben, dass eine Dämmung ein Haus zu stark abdichtet und die Wände somit nicht mehr atmen können. Das angebliche Resultat: Schimmelbildung. Aber was ist dran an diesem Mythos, der sich seit Jahren nach wie vor hartnäckig hält? Wir haben mit Roland Lohsträter, Geschäftsführer der Philippine GmbH & Co. Dämmstoffsysteme KG, gesprochen. Das Unternehmen gilt als einer der Pioniere der Dämmstoffindustrie und zählt heute zu den führenden Anbietern von EPS-Dämmstoffen in Deutschland.
Entstanden ist der Mythos – oder besser die falsche Annahme – durch einen Messfehler zum Ende des 19. Jahrhunderts. Bei experimentellen Raumluftmessungen, welche für hygienische Verbesserungen der damaligen Raumluft sorgen sollten, ist der zur Außenumgebung offene Kaminofen übersehen worden. Die damals ausgetauschte Luft wurde dann einer Luftabgabe durch die Wand zugeordnet. Rund 30 Jahre später konnte der Irrtum belegt und aufgeklärt werden, jedoch war die „atmende Wand“ inzwischen fester Bestandteil bei den Gelehrten.
Heute stellen wir Überlegungen an, die dafür sorgen müssen, dass bei den hochgedämmten Fassaden und luftdichten Fenstern der in Inneren eines Gebäudes anfallende Wasserdampf abgeführt und zuverlässig reduziert wird. Tatsächlich stellt sich ein sehr kleiner, aber auch vernachlässigbarer Anteil des Diffusionstransportes durch die Wand ein. 99 Prozent jedoch werden durch geöffnete Fenster oder durch eine kontrollierte Lüftungsanlage abgeführt. Wird mit EPS gedämmt, ändern sich die gerade genannten Parameter nicht. EPS ist im technischen Sinn zwar nicht diffusionsoffen, sondern tatsächlich leicht diffusionshemmend, aber es macht die Wand nicht „dichter“ als diese ohnehin schon ist.
Es sind heute noch unfassbar viele Gebäude praktisch ungedämmt und auch mit schlechten, sprich undichten Fenstern versehen. Bei diesen Gebäuden findet sehr oft eine unkontrollierte und dauerhafte Belüftung durch die Fensterundichtigkeiten statt. Werden nun nach heutigen Maßstäben neue Fenster eingebaut, müssen die Bewohner ihre seit Jahrzehnten gewohnte Praxis des „Nicht-Lüftens“ aufgeben und idealerweise durch sachgerechtes Stoßlüften für den Abtransport der feuchten Raumluft sorgen. Diese Verhaltensänderung gelingt jedoch oftmals nicht. In der Folge zeigt sich – insbesondere in den Ecken von Räumen – Schimmelbildung. Eine mit dem Austausch der Fenster zeitgleich aufgebrachte Außendämmung – gerne mit EPS – verzögert bei falschem Lüftungsverhalten diesen Prozess, wird ihn aber nicht gänzlich verhindern. Somit ist bei der Bewertung des Schadens für den Betroffenen und leider auch für nicht wenige Baufachleute die aufgebrachte Dämmung der Übeltäter.
Na ja, wir haben ja gerade besprochen, dass es die atmende Wand nicht gibt. Bleibe ich also zunächst in der Beantwortung bei dem ersten Teil der Frage, der wärmetechnischen Leistung. Lassen Sie mich das bitte etwas ausdehnen: In der heutigen Zeit ist für die übergeordneten Ziele, die sich durch den Klimawandel ergeben, das Dämmen von Bestandsgebäuden eine absolute Notwendigkeit. Wenn ein Gebäude zu viel Energie benötigt, muss eben gedämmt werden, erst danach ergeben sich gegebenenfalls weitere sinnvolle Einsparmaßnahmen. Natürlich gibt es neben EPS auch viele ebenfalls gut geeignete Dämmstoffmaterialien, jedoch ist der Blick nicht nur ausschließlich auf die Dämmleistung zu fokussieren. Neben einer einfachen Verarbeitung brauchen wir heutzutage auch Dämmmaterialien, die wenig Ressourcen benötigen und die eine definierte Recyclingfähigkeit nach der Nutzung aufweisen. Zusätzlich muss das Gesamtpaket einer gewissen Wirtschaftlichkeit unterliegen. In allen diesen Punkten ist EPS entweder weit oben oder sogar an erster Stelle angesiedelt. Insbesondere bei den Nachhaltigkeitsthemen verfügt EPS über eine hervorragende Leistungsbilanz.
Um aber doch noch einmal auf die technische Beantwortung zu kommen: Dämmstoffe aus EPS sind hervorragende Wandbildner, die nicht nur dem Gebäude eine hervorragende Wärmedämmung mitgeben, sondern auch durch ihre Robustheit jahrzehntelang ohne Leistungseinbußen funktionieren. Wenn hin und wieder der auf der Dämmung befindliche Außenputz gepflegt und gewartet wird, bleibt auch die „atmende Wand“ dauerhaft trocken und standhaft.
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