Drei deutsche EPS-Dämmstoffhersteller haben vergangenes Jahr das niederländische PolyStyreneLoop-Werk übernommen und so aus der Insolvenz gerettet. Dieses konnte jetzt endlich in den Regelbetrieb übergehen. Die Anlage, die seit der Übernahme als PS Loop auftritt, ermöglicht als erste industrielle Einrichtung für das Recycling von EPS-Dämmstoffen aus Abriss- und Sanierungsarbeiten die Wiederverwertung HBCD-haltiger Polystyrol-Schaumstoffe im industriellen Maßstab.
PS Loop ist zu 100 Prozent eine Tochter der German EPS Converters (GEC) Group. Darunter versammeln sich die drei deutschen EPS-Hersteller Karl Bachl Kunststoffverarbeitung GmbH &. Co. KG, BROHLBURG Dämmstoff- und Recyclingwerke sowie RYGOL Dämmstoffe. „Es war ein hartes Stück Arbeit, die Anlage für den regulären Betrieb fit zu machen“, so Holger Lübke, Geschäftsführer der Karl Bachl Kunststoffverarbeitung GmbH &. Co. KG. „Für die Zukunft ist das aber ein wichtiger Schritt, um unserer Verantwortung als Dämmstoff-Hersteller auch im Recycling gerecht zu werden.“
Über 17 Millionen Euro wurden in den Aufbau der Anlage investiert. Zudem wurde das Projekt durch Partner aus Wirtschaft und Politik sowie Fördermittel der Europäischen Union unterstützt, „denn das öffentliche Interesse an einer Branchenlösung war und ist groß“, erklärt Guido Brohlburg, Geschäftsführer von BROHLBURG Dämmstoff- u. Recyclingwerke und ebenfalls Gesellschafter der GEC Group.
Ein Jahr vor der Rettung aus der Insolvenz war es dem Leuchtturmprojekt erstmals gelungen, HBCD-haltiges EPS-Dämmmaterial zu recyceln.
HBCD wurde seit den 1960er Jahren als Flammschutzmittel in Schaumstoffdämmplatten verwendet und galt lange Zeit als beste Lösung zur Umsetzung nationaler Brandschutz-Vorschriften. Mittlerweile kommen jedoch alternative Flammschutzmittel zum Einsatz, da HBCD 2016 verboten wurde. Dieses Verbot hatte allerdings auch zur Folge, dass Zigtausend Tonnen HBCD-haltiger Polystyrol (PS)-Schaumstoffabfälle nicht mehr wie gewohnt recycelt werden können. Dank des innovativen Recycling-Konzepts von PS Loop ist nun eine Wiederverwertung im industriellen Maßstab möglich. Das Resultat ist ein vollwertiger PS-Rohstoff, der für die Produktion neuer EPS-Dämmprodukte genutzt wird. Zudem wird bei dem Prozess Brom als wichtige Ressource wiedergewonnen.
Mit dem physikalischen Recyclingverfahren können in Terneuzen derzeit jährlich 3.000 Tonnen HBCD-haltiges Material recycelt werden. Die maximale Ausbaustufe liegt bei 8.000 Tonnen pro Jahr. Auf diese Weise werden die CO2-Emissionen um bis zu 50 Prozent gesenkt sowie Umwelt und Klima geschützt. „In einer Kreislaufwirtschaft wollen wir Ressourcen so lange wie möglich nutzen und sie nach ihrer Lebensdauer so aufbereiten, dass sie als Rohstoff für neue Materialien wiederverwendet werden können“, erklärt Reinhard Pfaller, dritter Gesellschafter und Geschäftsführer von RYGOL Dämmstoffe. „Der Erfolg dieses Projekts und die umfassende Nutzung der innovativen Technologie wird dazu führen, dass in Europa die beste zurzeit verfügbare Technik für das Recycling der wachsenden Abfallmengen von PS-Schaumstoffen implementiert wird.“
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